Interview mit Silke Heil, Personalberaterin

Mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch haben Sie die erste Hürde genommen: Ihre Bewerbung hat im Unternehmen Interesse geweckt. Man traut Ihnen zu, dass Sie die Aufgaben einer Ausbildung erfolgreich meistern können. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie Ihr Gegenüber nun von Ihrer Persönlichkeit und Ihren Fähigkeiten überzeugen....

Interview mit Silke Heil, Personalberaterin

Mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch haben Sie die erste Hürde genommen: Ihre Bewerbung hat im Unternehmen Interesse geweckt. Man traut Ihnen zu, dass Sie die Aufgaben einer Ausbildung erfolgreich meistern können. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie Ihr Gegenüber nun von Ihrer Persönlichkeit und Ihren Fähigkeiten überzeugen.

Frau Heil, wozu dient eigentlich ein Vorstellungsgespräch?

Im Vorstellungsgespräch kann der Personalchef nach Einzelheiten im Werdegang fragen und dadurch die Bewerberin oder den Bewerber besser kennen lernen. Es dient also vor allem dazu, Details zu klären und herauszufinden, ob die „Chemie“ stimmt. Die Bewerberinnen und Bewerber erhalten einen ersten persönlichen Eindruck von der Firma und dem Betriebsklima, eventuell von der künftigen Abteilung und den künftigen Kollegen. Sie haben im Gespräch die Möglichkeit, Ihre Stärken anzupreisen und sie können eigene Fragen stellen. 

Welche Fragen stellen die Personalchefs in der Regel?

Ganz typische Fragen in einem Vorstellungsgespräch sind: „Warum haben Sie sich für diesen Ausbildungsberuf entschieden?“, „Welche Stärken und Schwächen haben Sie?“, „Welche Hobbys haben Sie?“, „Warum sollen wir gerade Sie einstellen?“ oder auch „Bitte schildern Sie mir Ihren bisherigen Werdegang“. Mit diesen Fragen versuchen die Personalverantwortlichen, ein genaueres Bild vom Bewerber und seiner Motivation zu bekommen. Außerdem werden eigentlich auch immer Fragen zum Unternehmen gestellt. Zum Beispiel: „Warum haben Sie sich gerade bei uns beworben?“, „Was wissen Sie über unser Unternehmen?“, „Welche Erwartungen haben Sie an uns?“ 

Wonach könnten die Personalverantwortlichen noch fragen?

Die Personalverantwortlichen wollen herausfinden, ob der Bewerber die Anforderungen des Berufes erfüllt. Vor allem wenn es um Kriterien geht, die nicht im Schulzeugnis stehen - wie Teamfähigkeit, Flexibilität, Freundlichkeit oder Konfliktfähigkeit. Der Personalchef könnte fragen: „Fällt Ihnen Teamarbeit leicht oder schwer?“, oder „Wie bereiten Sie sich auf Klausuren vor?“, oder „Wie reagieren Sie auf Stress?“. Manche Chefs erwarten auch eine gute Allgemeinbildung. Rechnen Sie also immer mit einer Frage wie „Welche aktuellen politischen Ereignisse können Sie mir nennen?“ 

Worauf achten die Personalchefs oder Unternehmer noch?

Sehr entscheidend sind auch die Gestik und die Umgangsformen. Ganz wichtig: Pünktlichkeit! Ein Tipp von mir: Fahren Sie den Anfahrtsweg ein paar Tage vor dem Gespräch einmal ab – wenn möglich zur gleichen Uhrzeit wie beim Gesprächstermin. Dann fällt mir der Händedruck ein. Er sollte nicht zu schwach und nicht zu kräftig sein. Und im Gespräch immer im Blickkontakt mit dem Gegenüber bleiben. Die Körperhaltung sollte aufrecht und dennoch entspannt sein. Bitte nicht die Arme vor dem Körper verschränken oder die Füße überkreuzen. Setzen Sie beide Fußsoh-len am besten fest auf den Boden. Und es gehört zum guten Umgangston, den Fragenden immer ausreden zu lassen.

Wie kann man den Personalchef im Gespräch beeindrucken?

Zeigen Sie Ihrem Gesprächspartner, dass Sie sich für den Beruf wirklich interessie-ren. Das erreichen Sie zum Beispiel durch gezieltes Nachfragen zu einzelnen Inhal-ten der Ausbildung, zu konkreten Tätigkeitsbereichen im Betrieb oder zum Berufsalltag.

Ein großer Pluspunkt ist auch, wenn Sie sich mit der Firma oder ihren Produkten identifizieren können. Wenn Sie also das Unternehmen und das, was es macht, gut finden, sollten Sie das direkt sagen. Ein Tipp: Bilden Sie immer wieder Verknüpfungen zwischen den eigenen Stärken oder Kenntnissen und der Lehrstelle, für die Sie sich interessieren. Entsprechende Verbindungen kann man sich leicht im Vorfeld überlegen und man hinterlässt damit einen sehr guten Eindruck. Bemühen Sie sich am Ende des Gesprächs, ein positives Feedback zu geben. Das könnte ein Satz sein wie „Das Gespräch fand ich sehr gut“, oder „Der Ausbildungsberuf reizt mich nun noch mehr.“

Angenommen, ich hätte in wenigen Tagen ein Vorstellungsgespräch. Wie kann ich mich darauf vorbereiten?

Sie sollten sich Ihre Wünsche, Stärken und Schwächen genau überlegen und ein Testgespräch mit Freunden oder Eltern führen. Informieren Sie sich gründlich über die Firma. Je mehr Sie über das Unternehmen wissen, um so sicherer sind Sie dann im Gespräch. Stellen Sie eine Liste mit Ihren Fragen zusammen – diese können Sie zum Gespräch ohne weiteres mitnehmen. Und denken Sie an die Kleidung. Sie sollten sie am besten einige Tage zuvor sorgfältig auswählen und bereitlegen. 

Apropos: Welche Kleidung ist für ein Vorstellungsgespräch angemessen?

Das Äußere, die Kleidung und auch die Frisur müssen sauber, gepflegt und seriös sein. Der Kleidungsstil sollte zur ausgeschriebenen Position sowie zur Firma passen. Für die Ausbildung zur Bankkauffrau oder zum Bankkaufmann empfiehlt sich seriöse Kleidung, also ein Kostüm oder ein Anzug mit Krawatte. Für die Ausbildung in einem handwerklichen Beruf genügen saubere Jeans und ein sauberes Hemd oder eine Bluse. 

Ein Tipp: Geben Sie Ihre Bewerbung persönlich ab, wenn Sie die Möglichkeit haben. Dabei können Sie den „Dresscode“ der Firma kennen lernen und sich für das Ge-spräch danach richten. Und bitte nicht zuviel Rasierwasser, Parfum oder Makeup, sondern maximal soviel, wie Sie bei der Arbeit tragen würden. Achten Sie auch darauf, dass Sie oder Ihre Kleidung nicht nach Alkohol, Rauch, Zwiebeln oder Ähnlichem riecht. 

Kennen Sie vielleicht ein paar Tipps speziell für Berufsanfänger?

Üben Sie so viel wie möglich! Ich empfehle Berufsanfängern generell, noch während der Schulzeit Referate vor der Klasse zu halten. Denn auch im Vorstellungsgespräch sitzen oft mehrere Gesprächspartner vor dem Bewerber. Bei den Bewerbungen sollten Berufsanfänger außerdem nicht nur ihre „Wunschfirmen“ berücksichtigen. Denn jede Einladung zum Gespräch ist eine Chance zum Üben. Bei jedem Gespräch kann man etwas hinzulernen. Und wenn man schon ein paar Gespräche geführt hat, sinkt auch die Nervosität. 

Was sind beim Vorstellungsgespräch die häufigsten Fehler?

Es gibt eine ganze Reihe von Fehlern, die alle vermeidbar sind: Ein zu „lascher“ Händedruck. Der Bewerber weicht dem Blick des Personalverantwortlichen aus oder schaut auf dessen Notizen. Unzureichendes Wissen über das Unternehmen oder über den angestrebten Ausbildungsberuf. Zu wenig interessierte Fragen über das Unternehmen. Zu knappe Antworten - der Fragende muss jedes Detail erst herauskitzeln. Aber auch zu ausführliche Antworten - der Bewerber quasselt einfach drauf los. Ein weiterer, häufiger Fehler: Der Bewerber kann sich selbst nicht einschätzen und kann keine Antwort auf die Frage nach seinen Stärken und Schwächen geben. 

Bitte nennen Sie uns nochmals Ihre wichtigsten fünf Tipps, wie man bei einem Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck macht.

1. Pünktlich und mit gepflegtem Äußeren erscheinen.

2. Interessierte Fragen stellen.

3. Aufmerksam zuhören, den Gesprächspartner immer ausreden lassen und eine ruhige Körperhaltung bewahren.

4. Freundlich sein und sachlich bleiben. 5. Ein positives Feedback am Gesprächsende geben. 

 

Silke Heil arbeitet seit mehr als 15 Jahren im Personalmanagement. Seit Anfang 2002 ist sie als Personalberaterin und Coach selbstständig. Ihr Fachwissen gibt sie auch regelmäßig an Abschlussklassen in Schulen weiter – ehrenamtlich. Von der Bewerbungsmappe bis zum Vorstellungsgespräch: Die Schüler/-innen erhalten aus-führliche Praxistipps und ein zeitgemäßes Training. 

Quelle: teamarbeit.de