In der öffentlichen Diskussion werden Unternehmensgründungen häufig als ein Indikator für die Dynamik und die Zukunftsfähigkeit einer Volkswirtschaft zitiert. Neue wettbewerbsfähige Unternehmen verdrängen alte, die dem Wettbewerb nich  mehr gewachsen sind, oder sie öffnen mit innovativen Produkten oder Dienstleistungen neue Märkte.

 


In der öffentlichen Diskussion werden Unternehmensgründungen häufig als ein Indikator für die Dynamik und die Zukunftsfähigkeit einer Volkswirtschaft zitiert. Neue wettbewerbsfähige Unternehmen verdrängen alte, die dem Wettbewerb nich  mehr gewachsen sind, oder sie öffnen mit innovativen Produkten oder Dienstleistungen neue Märkte.

Übersehen wird dabei, dass die weit überwiegende Zahl der Neugründungen weder innovativ noch überdurchschnittlich dynamisch ist. Insbesondere aus Notlagen heraus motivierte Unternehmensgründungen sind häufig mangels ausreichender unternehmerischer Qualifikation oder konzeptioneller Solidität zum Scheitern verurteilt. Insgesamt überleben 40 % aller Gründungen die ersten 5 Jahre nicht.

Auch internationale Vergleiche werden gelegentlich – trotz der Mängel der statistischen Basis – als Beleg unterschiedlicher unternehmerischer Dynamik verwandt. Dies gilt insbesondere für den Vergleich mit dem unternehmerischen „Musterland“ USA. So wird häufig angenommen, dass die Gründungsdynamik in Deutschland deutlich niedriger sei als in den USA. Die Plausibilität dieser Annahme wird durch die Vermutung geringer bürokratischer Regelungen und niedriger Marktzutrittsschranken in den USA gestützt.

Für die Abschätzung der Gründungsdynamik wird zunächst die absolute Zahl der Unternehmensgründungen benötigt. Für beide Länder liegen dazu verschiedene Schätzungen vor. In Deutschland ist der Ausgangspunkt die Gewerbeanzeigenstatistik des Statistischen Bundesamtes. Sie weist für 1999 rund 781.000 Anmeldungen aus, von denen das Statistische Bundesamt allerdings 125.000 als Übernahmen und 33.000 als Standortverlagerungen einstuft, so dass rund 623.000 Neuerrichtungen übrig bleiben. Bezieht man diese Zahl auf die Zahl der Einwohner der Bundesrepublik, ergibt sich eine Gründungsdynamik von 7,6 Neuerrichtungen je 1.000 Einwohner.

Einen anderen Weg der Bereinigung geht das Institut für Mittelstandsforschung (Bonn), indem es die Zahl der Gewerbeanmeldungen (781.000) mit einem Korrekturfaktor multipliziert3 und auf diese Weise für 1999 522.000 Unternehmensgründungen ausweist4. Dies entspricht 6,4 Gründungen je 1.000 Einwohner.

Die o. g. 623.000 Neuerrichtungen, die das Statistische Bundesamt ausweist, schließen auch Neuerrichtungen von Nebenerwerbsbetrieben und kleingewerbliche
Gründungen ein. Zieht man letztere ab, verbleiben die „echten“ Neuerrichtungen, also solche mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung. Um diese abzuschätzen, werden als Gründungen nur solche gewertet, die die Rechtsform einer Personen-, einer Kapitalgesellschaft oder einer Genossenschaft haben und natürliche Personen, die entweder im Handelsregister oder in der Handwerksrolle eingetragen sind oder mindestens einen Arbeitnehmer beschäftigen. Die so definierten echten Neuerrichtungen werden mit gut 213.000 beziffert; daraus ergibt sich eine Gründungsdynamik von 2,6 je 1.000 Einwohner. 

Ebenfalls nicht ganz einfach bzw. nur als Schätzung möglich ist die Herleitung einer Vergleichszahl für die USA. Die Zahl der Unternehmensgründungen wird von der US Small Business Administration für 1998 mit 628.900 angegeben. Diese Zahl schließt jedoch nur solche Unternehmen ein, die zum Gründungszeitpunkt mindestens einen abhängig Beschäftigten hatten (employer firms). Die Anzahl der Gründungen ohne abhängige Beschäftigte ist nicht bekannt. Wir wissen jedoch aus der US-Unternehmensstatistik, dass der Anteil der Unternehmen ohne Arbeitnehmer an der Gesamtzahl der Unternehmen ungefähr 25 % beträgt. Überträgt man diesen Anteil auf die Gründungen, so kommt man auf eine Zahl von insgesamt knapp 2,5 Mio Gründungen. Dies entspräche einer Gründungsdynamik von 9,5 Gründungen je 1.000 Einwohner.

Für Deutschland wird das Verhältnis von Gründungen mit und ohne Arbeitnehmer auf etwa 3 zu 7 geschätzt. Überträgt man dies auf die USA, so erhält man als
Schätzung der Gesamtzahl der Unternehmensgründungen ca. 2,1 Mio und eine Gründungsquote (Gründungen je 1.000 Einwohner) von 8,0 %.

Die „echten Neuerrichtungen“ je 1.000 Einwohner wären demnach in Deutschland geringfügig höher als in den USA. Allerdings schließen die „echten Neuerrichtungen“
in Deutschland vermutlich mehr Unternehmen als in den USA ein, wo nur Gründungen mit mindestens einem Beschäftigten erfasst sind. Daher erscheint die Zahl für Deutschland zu hoch. Die Zahl der „Neuerrichtungen insgesamt“ dürfte dagegen eher vergleichbar sein. Hier ergibt sich bei der Gründungsdynamik ein geringer Rückstand für Deutschland.

 

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Quelle: kfw

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