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Entwicklung von Basel II seit Januar 2001

Das zweite Konsultationspapier des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht vom 16.01.2001 löste in der Öffentlichkeit erheblichen Wirbel aus. Primär eigentlich nur für Fachkreise von Interesse, hat hier erstmals eine bankaufsichtsrechtliche Regelung starke öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen – und das gerade auch in Deutschland, wo man sich insbesondere um mögliche negative Auswirkungen auf die Finanzierung von kmU sorgte. Denn dem Mittelstand wird hierzulande eine größere Bedeutung für Wachstum, Beschäftigung und Investitionen zugemessen als in den meisten anderen Staaten.

Auch international führte das Baseler Papier zu heftigen Diskussionen: Während der bis Mai 2001 andauernden Konsultationsphase gingen 270 Kommentare aus aller Welt, insbesondere von Banken und Bankenverbänden, in Basel ein. Auch die KfW hat eine eigene Stellungnahme verfasst, nicht zuletzt um die Interessen des deutschen Mittelstandes zu vertreten.

Hauptvorwurf an Basel war, im Internen Ratingansatz über das Ziel hinausgeschossen zu sein und somit eine unangemessen starke Verteuerung der Kreditkonditionen – besonders bei Mittelständlern – heraufzubeschwören. Besonders heftig wurde die Mehrbelastung langlaufender Kredite kritisiert. Außerdem sollte z.B. eine Vielzahl in Deutschland banküblicher Sicherheiten keine Anerkennung finden. Darüber hinaus sah Basel II zahlreiche, kumulativ wirkende, Sicherheitszuschläge vor, wie z.B. die Unterlegung der erwarteten Verluste, Aufschläge für mögliche Ratingfehler und die Unterstellung hoher Korrelation von Kreditausfällen.

Die KfW untersuchte bereits im Frühsommer 2001 die Auswirkungen des Baseler Papiers auf ein typisches, gut besichertes Mittelstandsportfolio und kam zum Resultat, dass der neue Baseler Akkord zu stark steigenden Eigenkapitalanforderungen für Mittelständler führen würde – paradoxer Weise gerade auch für den Internen Rating-Ansatz. Spätere Auswirkungsstudien des Baseler Ausschusses kamen zu vergleichbaren Ergebnissen.

Die Deutsche Bundesbank wertete ihre Unternehmensdatenbank aus und quantifizierte die durch Basel zu erwartende zusätzliche Spreizung der Kreditzinsen für Unternehmen unterschiedlicher Größenklassen bei Anwendung des Internen Rating-Ansatzes. Aufgrund schlechterer Durchschnittsratings kleiner Unternehmen ergaben sich Mehrbelastungen für Mittelständler, während (nach Definition der EU) große Unternehmen mit Entlastungen hätten rechnen können. Kurz darauf erstellte der Baseler Ausschuss – in Zusammenarbeit mit 138 Banken aus 25 Ländern – die „Quantitative Impact-Studie 2“ (QIS2). Diese Untersuchung kam ebenfalls zu der Schlussfolgerung, dass die Umsetzung der geplanten Neuregelung zu unerwünschten Resultaten (steigende Eigenkapitalanforderungen für Mittelständler, wenig Anreize für Banken, den Internen Ratingansatz zu wählen) führen würde.

Anschließend begann der Baseler Ausschuss im Spätsommer 2001 damit, an verschiedenen Stellen – insbesondere beim Internen Rating-Ansatz – über Erleichterungen nachzudenken. Ansatzpunkte waren vor allem die erweiterte Anerkennung von Sicherheiten und die Behandlung langlaufender Kredite. Darüberhinaus sollten Diversifikationseffekte in Kreditportfolien stärker berücksichtigt werden – und zwar nicht mehr durch die zuvor vorgeschlagene kontrovers diskutierte „Granularitätsanpassung“, sondern durch niedrigere Anforderungen an „Retailkredite“ (diese umfassen Kredite an Privatpersonen und kleine Unternehmen). Im November 2001 rang sich der Baseler Ausschuss schließlich sogar zu einer deutlichen Reduktion der Benchmark- Eigenkapitalanforderungen durch (aktueller Stand vgl. Grafik 1). Die geplante Anerkennung von Sicherheiten im IRB-Basisansatz wurde ausgeweitet; erstmals wurden auch Sachsicherheiten, wenn auch nur rudimentär, als risikomindernd anerkannt.

Daraufhin ließ die zuvor recht hitzige Diskussion um die Baseler Vorschläge etwas nach und konzentrierte sich auf einige wenige Knackpunkte. Zur Verbesserung der Informationsbasis bei der Diskussion dieser Punkte fanden 2002 zwei weitere Auswirkungsstudien (QIS 2,5 und QIS 3) statt.

Quelle: kfw